Die Verfasser*innen lenken das Augenmerk auf die Dynamiken des „doing vulnerabilities“. Sie verfolgen damit die Absicht, den Blick auf die gesellschaftliche Funktion solcher Konstruktionen zu schärfen, weil Bildung und Erziehung diese verstärken, ihnen aber auch entgegenwirken können. Die Autor*innengruppe führt in dichter Argumentation vor Augen, wie die Häufung und inhaltliche Akzentuierung der Rede von Vulnerabilität Behinderung, Alter und Vulnerabilitäten homogenisiert und damit ignorant gegenüber besonderen Lebenslagen wird. Auch kann die Hoffnung auf Rückkehr zu Normalität von Menschen mit Behinderung nicht umstandslos geteilt werden, weil Normalität für sie nicht Freiheit, sondern Abhängigkeit und Machtlosigkeit bedeutet, und die Pandemie neue soziale Gefährdungslagen, Marginalisierung und Exklusion produziert bzw. bestehende potenziert. Die Autor*innen postulieren nicht soziale Zuschreibungen zu vermeiden. Vielmehr erkennen sie in der Auseinandersetzung mit der eigenen (leiblich-endlichen) Vulnerabilität einen sich eröffnenden Möglichkeitsraum für bildende Verhältnisse, sofern diese als Ansatzpunkt für die Reflexion der Wahrnehmung von Vulnerabilität genützt wird. (DIPF/Orig.)