Die jüngere exegetische Literatur verfolgt für Joh 2,1-11 den Ansatz, dass die Anwesenheit der Mutter Jesu und seiner Jünger bei der Hochzeit von Kana einen Hinweis auf die Vollendung seiner Sendung am Kreuz liefert. Die Hochzeit von Kana bildet mit der Kreuzigung eine Klammer um das irdische Wirken Jesu. Ebenso verweist die selbstgewählte Erniedrigung Jesu in der Fußwaschungserzählung (Joh 13,1-17) auf Passion und Kreuzestod. Die Fußwaschung kann wie die Lebenshingabe am Kreuz als Handlung der vollkommenen Liebe Jesu gedeutet werden. Neben dem Verweischarakter auf die Kreuzigung haben beide Stellen eine weitere Gemeinsamkeit, nämlich eine paradoxe Umkehr der Verhältnisse in Bezug auf das Wissen um den Grund und das Ziel der Handlungen Jesu. Zur Begründung dieser Behauptung werden beide Stellen einer traditionellen Textanalyse unterzogen. Diese liefert einen mutmaßlichen Traditionsbestand der Texte, anhand derer die Überarbeitungen auf dem Weg zum Endtext erkennbar werden. Im Gegensatz zur klassischen Textanalyse werden diese Überarbeitungen im Rahmen einer Erzähltextanalyse einer fiktiven Erzählstimme zugeordnet, die in Joh 20,31 ihre Perspektive klar benennt: Alle sollen zum Glauben an Jesus, den Christus, kommen. Durch die narratologische Analyse wird gezeigt, dass die Erzählinstanz beiden Stellen einen Akzent karnevalesker Literatur verliehen hat. Diese Literaturgattung kommt vorzugsweise in Umbruchszeiten vor und lebt von der Umkehrung sozialer Ordnungen, von überraschenden Handlungen und Erwartungsbrüchen. Karnevaleske Literatur dient der Stabilisierung von bestehenden Ordnungen durch deren vorübergehende Umkehrung, aber auch der Begründung von Erneuerungsvorgängen. Sie ist im Einklang mit der Gesamtbewegung im Johannesevangelium, die die Herabkunft des Logos, sein Wirken in der Welt und seine Rückkehr zum Vater beschreibt. Gerade in der Niedrigkeit der Welt scheint das Angebot einer neuen unmittelbaren Gottesbeziehung auf. For Jn 2:1-11, the recent exegetical literature takes the approach that the presence of Jesus' mother and his disciples at the Wedding of Cana points to the completion of his mission on the cross. The Crucifixion and the Wedding of Cana enclose the public ministry of Jesus. Likewise, Jesus' self-inflicted humiliation during the Washing of the Disciples' Feet (Jn 13:1-17) refers to his passion and death. Washing their feet - like giving his life on the cross - can be interpreted as an act of perfect love of Jesus. In addition to referring to the Crucifixion, both passages have another thing in common, i.e. a paradoxical reversal of the situation regarding knowledge about the reason and purpose of Jesus' ministry. To underpin this claim, both passages are subjected to traditional text analysis. This side-step gives a presumed handed-down version of the texts. The result can be used to identify the revisions on the way to the final text. In contrast to classic text analysis, these modifications are assigned to a fictional narrative voice in the context of a narratological analysis. The narrative voice clearly states its perspective in Jn 20:31: Everyone should believe in Jesus, the Christ. The narratological analysis shows that the narrative voice has given both passages a touch of carnivalesque literature. This type of literature mainly occurs in times of upheaval. It exploits the reversal of social orders, surprising actions and breaches of expectation. Carnivalesque literature stabilizes existing orders by temporarily reversing them, but also justifies renewal processes. It is in line with the overall movement in the Gospel of John, which describes the descent of the Logos, its ministry in the world and its return to the Father. Amidst the lowliness of the world, the offer of a new - immediate - relation to God appears. Arbeit an der Bibliothek noch nicht eingelangt - Daten nicht geprüft Abweichender Titel laut Übersetzung des Verfassers/der Verfasserin Karl-Franzens-Universität Graz, Diplomarbeit, 2020 (VLID)5653669