Zusammenfassung Ziel Überprüfung, ob sich die Änderung der Kortisolkonzentration im Blut (KoB) von Milchkühen während eines akuten Stressreizes durch die Kortisolkonzentration im Speichel (KoS), in der Tränenflüssigkeit (KoTr) und in der Milch (KoM) und die Kortisolmetabolitenkonzentration im Kot (KoK) nachvollziehen lässt. Material und Methoden Bei 10 gesunden Deutsch-Holstein-Kühen diente eine simulierte Klauenbehandlung (sKB) im Durchtreibestand als Modell für eine akute Stresssituation. KoB, KoS, KoTr, KoM sowie KoK wurden einmal täglich über 10 Tage gemessen. Bei der an Tag 4 durchgeführten sKB wurden die KoB und KoTr (Minute 0, 15, 25, 30, 40, 50, 60, 80) und die KoK (Minute 480, 540, 600, 660) bestimmt. Ergebnisse Während der sKB stiegen die KoB und KoTr (Maximum zu Minute 60) und fielen anschließend ab. Nach der sKB kam es zu einem Anstieg der KoK (Maximum zu Minute 660). Während der sKB korrelierten KoB und KoTr sowie KoK und KoTr signifikant und KoK und KoB tendenziell. Im gesamten Verlauf der sKB (Area under the Curve [AUC], Minute 0–80) zeigten KoB und KoTr eine signifikante Korrelation (p = 0,04). Die KoB fiel von Tag 1 zu Tag 4 signifikant ab (p < 0,01). An Tag 5 waren KoB (p = 0,03) und KoK (p < 0,01) signifikant höher. Der Verlauf der KoS und KoTr (Tag 1–10) spiegelte den KoB-Verlauf gut wider. Der Verlauf der KoK wies Parallelen, der von KoM einige Unterschiede zum Verlauf der KoB auf. Deutlich positive Korrelationen ergaben sich für den Zeitraum Tag 1–10 im Vergleich von KoB und KoS (p = 0,002) sowie von KoB und KoTr (p = 0,002). Schlussfolgerungen und klinische Relevanz Die Gewinnung von Tränenflüssigkeit und Speichel stellt bei der Bestimmung der Kortisolkonzentration eine Alternative zur invasiven Blutentnahme dar. Ein ruhiger Umgang mit den Kühen führt zu einer geringeren Stressreaktion und kann somit das Tierwohl verbessern.