Im öffentlichen Diskurs zur Langzeitpflege ist nicht erst seit der Corona-Pandemie von zunehmendem Zeit-, Qualitäts- und Kostendruck die Rede. Für Beschäftigte wachsen die Herausforderungen, ohne dass von der Berufsgruppe – im Unterschied zu anderen Bereichen des Sozialsektors – stärkere Impulse zur Veränderung der Arbeitsbedingungen ausgehen. Der Beitrag argumentiert, dass dies auch mit der Rolle von Gefühlen zu erklären ist, die mit diversen Spannungen bzw. Dilemmata verbunden sind und die Handlungsoptionen der Gruppe beeinflussen. Auf Basis einer Fallstudie aus der ambulanten Pflege wird illustriert, wie institutionelle Vorgaben, Managementpraktiken und individuelle Bewältigungsoptionen in „Emotionsregimes“ führen, die darauf einwirken, wie sich Pflegekräfte mit anderen verbunden fühlen – also welche „Solidaritätshorizonte“ sich bei ihnen in Bezug auf Nutzer*innen, Kolleg*innen und die Gesamtgesellschaft ausbilden. Angesichts des Ineinandergreifens von Emotionsregimes und Solidaritätshorizonten scheint für die Berufsgruppe eine Statusverbesserung aus eigener Kraft eher unwahrscheinlich. Helfen kann nur ein breiterer und substanziellerer gesellschaftlicher Rückhalt.