Antivirale Medikamente hemmen die Virusvermehrung durch Interaktion mit spezifischen Angriffspunkten im viralen Replikationszyklus. Direkt antivirale Wirkstoffe haben die therapeutischen Möglichkeiten bei chronischen Infektionen mit dem humanen Immundefizienz- (HIV), Hepatitis-B- (HBV) und Hepatitis-C-Virus (HCV) revolutioniert. Fortlaufende pharmakologische Entwicklungen sorgen auch bei Erkrankungen durch Herpesviren für verbesserte therapeutische und prophylaktische Möglichkeiten, was insbesondere immunsupprimierten Patienten zugutekommt. Während Infektionen mit persistierenden Viren wie HIV, HBV oder Herpesviren vom Grundsatz her bislang nicht heilbar sind, können Erreger von akuten Virusinfektionen vollständig eliminiert werden. Akute Infektionen, wie Influenza oder „coronavirus disease 2019“ (COVID-19) weisen durch ihre pathophysiologische Dynamik jedoch schmale therapeutische Zeitfenster für antivirale Therapieansätze auf. Der ideale Therapiezeitpunkt liegt hier unmittelbar nach der Virusexposition, was die Anwendung in der Praxis häufig limitiert. Eine effektive antivirale Prä- oder Postexpositionsprophylaxe hat sich bei Infektionen mit HIV und Influenza A/B etabliert und gewinnt aktuell auch bei Infektionen mit dem „severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“ (SARS-CoV‑2) an Bedeutung.