Zusammenfassung: Untersuchung der genetischen Vielfalt an neutralen und adaptiven Loci, um die Auswilderungsstrategie einer bedrohten, ziehenden Geierart zu begleiten. Eines der Hauptziele von Auswilderungsprogrammen sollte die Erhaltung der demografischen Stabilität und der genetischen Vielfalt einer Population sein. Wir präsentieren Empfehlungen aus genetischer Sichtweise, um die bedrohte Schmutzgeierpopulation auf der Balkanhalbinsel mit in Gefangenschaft aufgezogenen Individuen zu verstärken. Insbesondere untersuchten wir, ob die Zahl der jährlich freigelassenen Individuen ausreicht, um den Verlust der genetischen Vielfalt aufgrund zufälliger genetischer Drift zu verhindern, und aus welcher Region die in Gefangenschaft bestehende Brutpopulation stammen sollte. Zu diesem Zweck haben wir die genetische Vielfalt und die genetische Struktur der Schmutzgeierpopulationen über einen Großteil des Verbreitungsgebiets der Art quantifiziert und bewertet, wobei sowohl neutrale als auch nicht neutrale Kandidatenloci verwendet wurden, die das Zugverhalten regulieren. Anschließend bewerteten wir die Auswirkungen der derzeit vorgeschlagenen Auswilderungsstrategie und der potentiellen Herkunftspopulationen auf die Erhaltung der allelischen Vielfalt. Unsere Ergebnisse zeigen geringe Differenzierung zwischen Populationen und das Fehlen einer genetischen Struktur, was auf einen hohen Genfluss in der Vergangenheit hinweist. Darüber hinaus sagen wir keine signifikanten Auswirkungen verschiedener Herkunftspopulationen auf die genetische Vielfalt der verstärkten Population auf dem Balkan voraus. Wir stellten fest, dass die rückläufige Schmutzgeierpopulation auf dem Balkan immer noch ein hohes Maß an genetischer Vielfalt aufweist und daher eine Wiederherstellung der genetischen Vielfalt derzeit nicht erforderlich ist. Ohne jegliches Management wird die Vielfalt jedoch aufgrund der zunehmenden genetischen Drift bei weiter abnehmender Populationsgröße wahrscheinlich schnell abnehmen. Eine Populationsverstärkung mit neun Vögeln pro Jahr über einen Zeitraum von 20 Jahren würde eine ausreichende demografische Unterstützung für die Population bieten, um > 85% der seltenen Allelvielfalt zu erhalten. Vom Balkan stammende Vögel würden eine ökologische und verhaltensmäßige Ähnlichkeit gewährleisten und wären daher die beste Wahl, um die bestehende Population zu verstärken. Dennoch zeigen unsere Ergebnisse, dass auch die Auswilderung von Individuen unterschiedlicher Herkunft angemessen wäre, um einen weiteren Populationsrückgang und den Verlust adaptiver Allele zu verhindern. [ABSTRACT FROM AUTHOR]