Zusammenfassung: Sportlern, die nach einer Verletzung des vorderen Kreuzbands (VKB) das Training wieder auf einem hohen Level aufnehmen wollen, wird oft geraten, eine chirurgische Rekonstruktion durchführen zu lassen. Dennoch ist eine VKB-Rekonstruktion nicht gleichbedeutend mit einer normalen Kniefunktion, auch besteht kein vermindertes Risiko für Folgeverletzungen. Zunehmende Besorgnis verursacht die hohe Rate an sekundären VKB-Verletzungen, insbesondere bei jungen Sportlern, wobei bis zu 40 % derer, die im ersten Jahr nach der Operation den Sport wieder aufnehmen, eine zweite VKB-Ruptur erleiden. Neben dem erhöhten Risiko einer Sekundärverletzung weisen die Patienten nach VKB-Rekonstruktion ein erhöhtes Risiko für eine früh einsetzende Arthrose auf. Leider sind die Rehabilitationsprogramme bei VKB-Rekonstruktion derzeit möglicherweise nicht optimal wirksam in Bezug auf Defizite durch die Initialverletzung und die anschließende chirurgische Behandlung. Motorisches Lernen für die (Wieder‑)Erlangung motorischer Fähigkeiten und neuroplastischer Kapazitäten ist nicht ausreichend in die herkömmliche Rehabilitation integriert, wie die hohen Wiederverletzungsraten zeigen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, neue klinisch integrierte Prinzipien des motorischen Lernens zur Förderung der Neuroplastizität vorzustellen, welche die funktionelle Leistungsfähigkeit der Patienten und das Risiko einer sekundären VKB-Verletzung vermindern können. Indem sie auf Veränderungen in neuronalen Netzen abzielen, können die neuen Prinzipien des motorischen Lernens, die in dieser Arbeit vorgestellt werden, zur Optimierung zukünftiger Rehabilitationsprogramme beitragen, die zur Verringerung des Risikos sekundärer VKB-Verletzungen und vorzeitiger Entstehung einer Arthrose dienen.