Magnetisches Barkhausenrauschen (MBN) ist eine zerstörungsfreie Methode zur Eigenspannungsanalyse. Ein großer Vorteil gegenüber den meisten komplementären Eigenspannungsanalysetechniken ist, dass Messungen sehr schnell durchgeführt werden können. Das Barkhausenrauschen wird durch die Eigenspannungen in derselben Größenordnung beeinflusst wie durch die Mikrostruktur der zu untersuchenden Probe. Daher muss für eine quantitative Eigenspannungs-bestimmung eine sorgfältige Kalibrierung unter Berücksichtigung der Mikrostruktur durchgeführt werden. In der vorliegenden Arbeit wird der Einfluss leichter Änderungen in der Mikrostruktur (hier: Korngröße) für einen niedriglegierten Stahl untersucht. Kalibrierkurven wurden mittels 4-Punktbiegeversuchen ermittelt. Anschließend werden die Kalibrierkurven an Zugproben mit bekannter Lastspannung validiert. Die Zugproben wurden bewusst aus einer anderen Charge gefertigt, deren mittlere Korngröße kleiner als die der Kalibrierprobe war. Die ermittelten Spannungen wichen aufgrund der Differenz in der Korngröße deutlich von den nominellen Lastspannungen ab. Nach der Berücksichtigung des Korngrößeneffekts konnte eine gute Übereinstimmung von ermittelter und nomineller Spannung erreicht werden. Abschließend wurde eine Eigenspannungsanalyse mittels MBN an einer festgewalzten Probe durchgeführt. Der Eigenspannungszustand wurde komplementär mittels Röntgendiffraktion (XRD) bestimmt. Signifikante Unterschiede zwischen den XRD und MBN Ergebnissen konnten beobachtet werden. Von den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass die Mikrostruktur der Kalibrierprobe im Idealfall identisch mit der zu untersuchenden Probe sein muss, um fehlerhafte Eigenspannungswerte zu vermeiden. Darüber hinaus muss die Lastrichtung während der Kalibrierung (MBN) korrekt gewählt werden.