Hintergrund: Eine disziplinen- und sektorenspezifische Analyse der Versorgungssituation von Patienten mit psychischen Erkrankungen in Deutschland ermöglicht es, eine adäquate Grundversorgung zu planen. Methode: Sekundärdaten dreier Ersatzkassen und der Deutschen Rentenversicherung Bund für den Zeitraum 2005-2007 wurden ausgewertet, um Versicherte mit psychischen Störungen (ICD-10-GM Diagnosegruppen F0-F5) im Untersuchungszeitraum zu identifizieren. Ergebnisse: 3,28 Mio. (33 %) von 9,92 Mio. Versicherten hatten im Zeitraum 2005-2007 Kontakte zum Versorgungssystem, wobei eine psychische Störung diagnostiziert wurde. 50,4 % (1 651 367) dieser Versicherten litten an mindestens zwei psychischen Störungen. Für nahezu alle Versicherten mit einer psychiatrischen Index-Diagnose (98,8 %) wurde zusätzlich mindestens eine somatische Diagnose kodiert. 95,7 % der Behandlungsfälle wurden ambulant versorgt. Ambulant wie stationär überwogen Behandlungen durch Fachdisziplinen für somatische Medizin. So dominierten beispielsweise bei 77,5 % der Betroffenen mit schwerer Depression fünf Versorgungstypen, bei denen ausschließlich niedergelassene Ärzte für Allgemeinmedizin oder andere Fachärzte für somatische Medizin, teilweise kombiniert mit psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung, in Anspruch genommen wurden. Schlussfolgerung: Es bestand eine hohe Komorbidität psychischer und somatischer Erkrankungen. In Anbetracht des hohen ambulanten Versorgungsanteils ist eine verstärkte sektoren- und disziplinenübergreifende Kooperation sowie die Sicherstellung einer adäquaten psychiatrischen Grundversorgung im hausärztlichen Bereich erforderlich.