Zusammenfassung: Hintergrund: Obwohl einige Antiepileptika („antiseizure medications“, ASM) embryotoxisches Potenzial aufweisen, sind sie für die meisten Menschen mit Epilepsie in der Schwangerschaft unentbehrlich. Das Risiko einer ASM-Embryotoxizität kann mit Folsäure gemindert werden. Die Einnahme von hochdosierter Folsäure wird traditionell vor und während der Schwangerschaft empfohlen, obwohl nur wenige Beweise für deren Wirksamkeit und Sicherheit für diese Patientengruppe vorliegen. In den letzten Jahren haben mehrere Studien die möglichen Vorteile und Risiken von Folsäurepräparaten untersucht.Zielsetzung: Das Anliegen der Autoren ist es, einen aktualisierten Überblick über die Beweggründe für die Anwendung, Risiken und Vorteile der Einnahme von Folsäure zu geben im Hinblick auf eine Schwangerschaft bei Personen im gebärfähigen Alter, die mit Antiepileptika behandelt werden.Materiale und Methoden: Diese narrative Übersicht stützt sich auf eine unstrukturierte Literatursuche bei PubMed. Neurologische und geburtshilfliche Richtlinien wurden zusätzlich konsultiert.Ergebnisse: Antiepileptika können die Folsäurekonzentration im Plasma senken. Kinder, die während der Schwangerschaft gegenüber Antiepileptika exponiert wurden und die von Personen geboren wurden, die perikonzeptionell Folsäurepräparate eingenommen hatten, wiesen ein geringeres Risiko für eine unerwünschte neurologische Entwicklung und eine Frühgeburt auf. Ob das Risiko für angeborene Fehlbildungen ebenso gemindert werden kann, ist bisher nicht geklärt. Studien in der Allgemeinbevölkerung zeigten, dass hohe Folsäurekonzentrationen im Plasma und/oder die Einnahme hochdosierter Folsäurepräparate mit negativen Auswirkungen auf die neurologische Entwicklung der Kinder in Verbindung gebracht wurden. Dies wurde allerdings bei Kindern von Schwangeren mit Epilepsie nicht beobachtet. Es wurde jedoch ein erhöhtes Krebsrisiko bei Kindern von Frauen mit Epilepsie festgestellt, die in der Schwangerschaft hochdosierte Folsäurepräparate eingenommen hatten.Schlussfolgerung: Die optimale Folsäuredosis ist für Personen mit Epilepsie im gebärfähigen Alter, die Antiepileptika einnehmen, nicht geklärt. Sowohl zu niedrige als auch sehr hohe Folsäurekonzentrationen während der Schwangerschaft wurden mit einer nachteiligen Entwicklung der Neuronen in Verbindung gebracht. Die Autoren schlagen einen individuell angepassten Ansatz vor, bei dem sich die Höhe der Folsäuredosis nach der mütterlichen Folsäurekonzentration im Plasma während der Schwangerschaft richtet.