Hintergrund und Ziel::Radiochemotherapie mit 5-Fluorouracil und Cisplatin gilt seit 2 Jahrzehnten als Standard fur die primare Behandlung des Osophaguskarzinoms. Im Gegensatz dazu erhielten die meisten Patienten, die im Klinikum der LMU Munchen behandelt wurden, eine definitive Radiochemotherapie mit 5-Fluorouracil und Mitomycin C. Retrospektiv wurde gepruft, zu welchen Ergebnissen das angewandte Regime im Vergleich zur Standardtherapie fuhrte.Patienten und Methodik::Retrospektiv wurden Tumorstadium, Therapieform und das Outcome der Patienten mit Osophaguskarzinom, die zwischen 1982 und 2007 behandelt wurden, erhoben (Tabelle 1). Primarer Endpunkt war das Gesamtuberleben (Abbildungen 1a bis 1c).Ergebnisse::298 Patienten (16,8% Adenokarzinome [50/298], 77,5% Plattenepithelkarzinome [231/298]) wurden primar behandelt. Bei Diagnosestellung wiesen 61,7% (184/298) UICC-Stadien III–IV, 54,4% (162/298) einen positiven Lymphknotenstatus sowie 26,5% (79/298) Fernmetastasen auf. 74,5% aller Patienten (222/298) erhielten eine Bestrahlungsdosis zwischen 55 und 65 Gy. 65,8% (196/298) bekamen parallel dazu eine Chemotherapie. Der mediane Nachbeobachtungszeitraum betrug 4,1 Jahre. Es zeigte sich ein signifikant langeres Uberleben in der Radiochemotherapiegruppe im Vergleich zur Radiotherapiegruppe (p < 0,0001). 102/196 Patienten (52%) in der Radiochemotherapiegruppe hatten Tumorstadium T1–3 N0–1 M0, entsprechend der RTOG-85-01-Kohorte. In dieser Subgruppe zeigten sich ein medianes Uberleben von 18,2 Monaten und Uberlebensraten von 22,7% (21/102) bzw. 15,0% (13/102) nach 3 respektive 5 Jahren (Tabellen 2 und 4).Schlussfolgerung::Obwohl in diesem unselektionierten Kollektiv der Standardtherapie mit Cisplatin/5-Fluorouracil nominell unterlegen, sind die Uberlebensraten in einem vergleichbaren Bereich (Tabelle 3). Eine Radiochemotherapie mit 5-Fluorouracil und Mitomycin C scheint ahnlich effektiv wie die Standardtherapie zu sein. Allerdings gibt es keine randomisierte Studie, um dies zu beweisen.