Die vorliegende Arbeit verfolgte deshalb das Ziel, einerseits das Krankheitskonzept syrischer Migranten inhaltlich zu ergründen und andererseits zu eruieren, über welche spezifischen Vulnerabilitätsfaktoren und Ressourcen diese Bevölkerungsgruppe verfügt, da diese für die Planung und Durchführung einer Behandlung relevant sein können. Zur Untersuchung der Frage wurden leitfadengestützte Interviews mit 15 syrischen Migranten durchgeführt, transkribiert und anschließend mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Ergebnisse zeigen, dass psychische Erkrankungen und das Aufsuchen professioneller Hilfe für deren Behandlung unter syrischen Migranten kulturell bedingt mit einem (je nach Individuum) mehr oder weniger starken Stigma behaftet sind, was die Diagnose dieser Erkrankungen häufig erschweren dürfte, da hierdurch auch oft recht starke Offenlegungsvorbehalte bestehen, die nur gegenüber Personen, zu denen ein großes Vertrauen besteht, abgelegt werden. Des Weiteren weisen die Ergebnisse auf eine zentrale Ressource hin, die nach Möglichkeit in die Behandlung integriert werden sollte (soziale Beziehungen). Schließlich machen die Ergebnisse außerdem deutlich, dass syrische Migranten auch ganz direkte und praktische Hilfe benötigen, um nicht von der ihnen fremden Bürokratie abgeschreckt zu werden und erfolgreich durch sie hindurch navigieren zu können, um die ihnen zustehende Behandlung zu erhalten.